Tucholsky gedichte augen in der großstadt

Auch was die einzelnen Wörter und Sätze und rhetorischen Figuren angeht – die Antikörperchen machen da einen grandiosen Job, wie ich finde.

Mich begeistert das, was eindeutig ist: Die großartige Beschreibung der tristen Anonymität der Großstadt. Das im Jahr 1926 erlassene Schund- und Schmutzgesetz verstärkte die Grenzen der Zensur nochmals.

Neue Sachlichkeit ist eine Richtung der Literatur der Weimarer Republik.

„Augen in der Großstadt“ ist eines der berühmteren Gedichte Kurt Tucholskys. Mit den Texten sollten so viele Menschen wie möglich erreicht werden. Mit aller Macht müsse aus den Zeilen herausgekratzt werden, was der oder die Autorin überhaupt nicht beabsichtigt hätte.

Dies waren dann die sogenannten Tarnschriften. vielleicht dein Lebensglück...
vorbei, verweht, nie wieder.

Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang,
die dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hasts gefunden,
nur für Sekunden...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider;
Was war das?

Das epische Theater von Brecht oder auch die historischen Romane waren neue literarische Textsorten. Die geschichtlichen Einflüsse des Ersten Weltkrieges und der späteren Weimarer Republik sind die prägenden Faktoren dieser Epoche. Es ist als Reaktion auf den literarischen Expressionismus zu werten. Die Dichter orientierten sich dabei an der Realität.

Inhaltlich wurden in der Literatur der Weimarer Republik häufig die Ereignisse des Ersten Weltkriegs verarbeitet. Kurt Tucholsky war Deutscher aus Berlin, im Jahre 1930 lebte er bereits in Schweden im Exil. Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.

Eine sehr kurze Interpretation

Ich hatte einen Freund in der Schule, der mit einem Zitat in unsere Abizeitung einging:

Die Interpretation eines Gedichts sei nichts anderes als die perverse Zerfleischung eines für sich stehenden Stücks Lyrik.

Bestimmte formale Gestaltungsmittel wie zum Beispiel Metrum, Reimschema oder der Gebrauch bestimmter rhetorischer Mittel lassen sich in der Exilliteratur nicht finden. Im Jahr 1922 wurde nach einem Attentat auf den Reichsaußenminister das Republikschutzgesetz erlassen, das die zunächst verfassungsmäßig garantierte Freiheit von Wort und Schrift in der Weimarer Republik deutlich einschränkte.

Das Video mit dem Titel „Kurt Tucholsky Augen in der Großstadt (1930) II“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Dort entstand die sogenannte Exilliteratur. kein Mensch dreht die Zeit zurück...
Vorbei, verweht, nie wieder.

Du mußt auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Es sieht hinüber
und zieht vorüber...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider.
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.

Augen in der Großstadt[Tucholsky-14]

Beschreibung:

Hören Sie Gedichte nicht (nur) auf Smartphone oder PC.

Auf Ihrer
Audioanlage entfalten sie eine bedeutend tiefere Wirkung.

Zur Zeit des Nationalsozialismus mussten viele Schriftsteller ins Ausland fliehen. Dieses Gesetz wurde in der Praxis nur gegen linke Autoren angewandt, nicht aber gegen rechte, die teils in ihren Werken offen Gewalt verherrlichten. Es sei reine Zeitverschwendung und dem Denkmal eines Dichters überhaupt nicht angemessen – woher wisse man schließlich, was die Verfasserin überhaupt gemeint habe?

Aber auch Radioreden oder Flugblätter der Widerstandsbewegung sind hierbei als neue Textsorten erwähnenswert. Mit einem Minimum an Sprache wollte man ein Maximum an Bedeutung erreichen. Die Exilliteratur lässt sich insbesondere an den typischen Themenschwerpunkten wie Sehnsucht nach der Heimat, Widerstand gegen Nazi-Deutschland oder Aufklärung über den Nationalsozialismus erkennen.

Bei dem Schriftsteller Tucholsky handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. 1930 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Mai 1933 im nationalsozialistischen Deutschland. Ehe uns aber Tucholsky diesen Zahn schon in der ersten Strophe zieht: Da ziehen Millionen von Menschen vorbei, die wir so wenig kennen, dass jede davon unser Lebensglück bedeuten könnte.

Daraufhin flohen viele Schriftsteller aus Deutschland ins Ausland. Zum Autor des Gedichtes „Augen in der Großstadt“ haben wir auf abi-pur.de weitere 136 Gedichte veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.

Es wurde 1930 erstmals veröffentlicht und behandelt das anonyme Leben in der Stadt – vielleicht in Berlin, wo Tucholsky einen großen Teil seines Lebens verbrachte.

Dieses Gedicht gehört zu den bekanntesten Werken deutscher Lyrik – hier finden Sie mehr berühmte Gedichte.

Hier finden Sie den Text des Gedichts sowie eine kurze Interpretation.

Deshalb wurde darauf geachtet eine einfache sowie nüchterne Alltagssprache zu verwenden.

Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang,
die dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hasts gefunden,
nur für Sekunden …
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider;
Was war das?

In den meisten Gedichten ist ein Tuch eben doch aus einem bestimmten Grund rot und es öffnet dem Leser ganz neue Erkenntnisse, einen Blick hinter die Bühne zu werfen, auf der die Buchstaben sich zu Wörtern und Versen formen.

Aber eines muss ich zugeben: Mich haben schon immer die Gedichte am ehesten fasziniert, wo hinter der Bühne etwas eindeutiges steht.

Allerdings gab es einige neue Gattungen, die in dieser Epoche geboren wurden.